Statistiken

Die ­Eurotransplant-­Zahlen ­zusammengefasst

Organspendezahlen steigen leicht, mehr Transplantationen, aber es bleiben große Herausforderungen

DIATRA-Redaktion

5. März 2025 · 4 Min. Lesezeit

DIATRA 1-2025
Die Zahl der postmortalen Organspenden ist in den Eurotransplant-Mitgliedsländern (Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Slowenien und Ungarn) 2024 leicht gestiegen. Auch die Zahl der Transplantationen nahm zu, was sich positiv auf die Wartelisten-Mortalität auswirkte. Doch nicht alle Entwicklungen sind erfreulich: Während bei Nieren und Lungen Fortschritte erzielt wurden, bleibt die Lage für Patient:innen, die auf eine Leber- oder Herztransplantation warten, weiterhin angespannt.  

Mehr postmortale Organspenden – aber regionale Unterschiede

Die Zahl der zur Transplantation gemeldeten postmortalen Spender:innen stieg 2024 auf 2.131, nachdem sie im Vorjahr bei 2.049 lag. Besonders deutlich war der Zuwachs in den Niederlanden (+68), gefolgt von Ungarn (+29). Deutschland (-15) und Slowenien (-16) verzeichneten dagegen einen Rückgang.  
Warum dieser Anstieg? Die Entwicklung könnte unter anderem mit verbesserten Aufklärungskampagnen, einer effizienteren Organisation der Organspende oder auch mit veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen zusammenhängen. Dennoch gibt es weiterhin große Unterschiede zwischen den Ländern. Während einige ET-Mitgliedsstaaten hohe Spendenraten pro Million Einwohner (pmp) aufweisen, bleibt die Bereitschaft zur Organspende in anderen Regionen ausbaufähig.  

Große Unterschiede in der Organspendebereitschaft

Die Bereitschaft zur Organspende ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Belgien führt mit 31,4 Spender:innen pro Million Einwohner (pmp) die Liste an, gefolgt von Kroatien mit 30,8 pmp. Deutschland liegt mit 10,9 pmp weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Damit ist Deutschland nach wie vor eines der Länder mit der geringsten Organspende-Quote im Eurotransplant-Raum wie auch europaweit. Diese Unterschiede zeigen, dass nationale Regelungen, Aufklärungsarbeit und die Einstellung der Gesellschaft zu diesem Thema eine große Rolle spielen.
Organspender:innen pro Mio. Einwohner (pmp) nach ET-Länder (2015 – 2024) (Quelle: Eurotransplant)
Organspender:innen pro Mio. Einwohner (pmp) nach ET-Länder (2015 – 2024) (Quelle: Eurotransplant)

Mehr Transplantationen, insbesondere bei Nieren

Mit 7.153 transplantierten postmortalen Organen im Jahr 2024 zeigt sich ein leichter Anstieg gegenüber 2023 (6.811 Transplantationen). Der höchste Anteil bei den transplantierten Organen lag naturgemäß bei der Niere (3.223), gefolgt von der Leber (1.667), der Lunge (1.336) und dem Herz (698).  
Ein interessanter Trend zeigt sich bei den Lebendnierenspenden. Während in Deutschland der Anteil auf 30,5 % (2023: 28,7 %) anstieg, liegt er in den Niederlanden weiterhin auf einem hohen Niveau von 43,3 %, trotz eines Rückgangs im Vergleich zum Vorjahreswert (2023: 49,5 %). Ausschließlich auf postmortale Spenden setzen dagegen Kroatien (97,9 %) und Slowenien (95,3 %). Die zunehmende Bedeutung der Lebendspende zeigt, dass immer mehr Patient:innen und ihre Angehörigen diese Option in Betracht ziehen – ein Hinweis auf eine verbesserte medizinische Infrastruktur und gesellschaftliche Akzeptanz, aber auch auf einen weiterhin bestehenden Mangel an postmortalen Spenderorganen.  

Wartelisten-Mortalität gesunken – aber nicht für alle Organe

Ein zentraler Indikator für die Effizienz des Transplantationssystems ist die Zahl der Patient:innen, die während ihrer Wartezeit auf ein Spenderorgan versterben.* Hier zeigt sich eine positive Entwicklung: Die Zahl der Todesfälle auf der Warteliste sank 2024 auf 1.058 (2023: 1.133). Besonders bei Nieren (581 auf 465) und Lungen (73 auf 69) konnten Fortschritte erzielt werden.
Doch nicht alle Patient:innen profitieren von dieser Entwicklung. Bei Wartepatient:innen auf eine Leber stieg die Mortalität von 383 im Jahr 2023 auf jetzt 425 – eine besorgniserregende Tendenz. Beim Herz blieb die Zahl der Todesfälle mit 122 (2023: 123) fast unverändert. Es bestehen also weiterhin Engpässe, sei es aufgrund eines Mangels an geeigneten Spenderorganen oder aufgrund von medizinischen Herausforderungen in der Organzuteilung.  

Nieren-Warteliste leicht rückläufig, aber weiterhin viel zu hoch

Trotz der gestiegenen Zahl postmortaler Organspenden reicht die Menge der verfügbaren Organe nicht aus, um den Bedarf zu decken. Insgesamt ist die Zahl der Menschen, die auf ein lebensrettendes  Spenderorgan warten mit 13.571 nahezu unverändert im Vergleich zum Vorjahr (2023: 13.498). Den größten Anteil der Wartepatient:innen nehmen hierbei die 10.414 Menschen, die auf eine Spenderniere warten, ein (2023: 10.404). Deutschland liegt bei 6.397 Patient:innen (2023: 6.513) und nimmt im Eurotransplant den traurigen Spitzenplatz ein.  
FEICKE-Organspende
FEICKE-Organspende

Fortschritte mit Herausforderungen

Die Zahlen zeigen einen positiven Trend: Mehr Organspenden und Transplantationen führen zu einer sinkenden Wartelisten-Mortalität. Besonders im Bereich der Nierentransplantation wurden Fortschritte erzielt, was auch an der wachsenden Zahl der Lebendspenden liegt.  
Dennoch bleiben Herausforderungen: Patient:innen, die auf eine Leber- oder Herztransplantation angewiesen sind, haben anteilig nach wie vor ein hohes Risiko, während der Wartezeit zu versterben. Hier müssen Lösungen gefunden werden, um die Versorgung weiter zu verbessern.