Annika Klee
5. März 2025 · 6 Min. Lesezeit
Wie soll Finn sich auf die Sommerferien freuen, wenn es bei seiner Oma einfach nichts gibt als heidihaft-lauschige Natur? Und Oma sich auch noch ein Bein gebrochen hat? Eben! Gar nicht!
Doch dann merkt Finn, dass es hier nicht so heidihaft-lauschig ist, wie es scheint: Denn was machen all die Kinder in dem mysteriösen Re-ha-bi-li-ta-tions-Zentrum «Ederhof»? Warum trägt der fremde Junge diese verdächtigen Handschuhe? Und wer hat Omas wertvolles Gemälde gestohlen? Zum Glück lernt Finn Oskar kennen, den Sherlock Holmes unter den Ederhof-Kindern! Mit ihm werden Finns furchtbar langweilige Ferien zu den verrücktesten, dramatischsten und schönsten seines Lebens!
"Finns furchtbartolle Ferien" von Annika Klee (Autorin), Lena Hesse (Illustratorin)
Jupitermond, 2024, Hardcover, 157 Seiten, ISBN 978-3-94-923928-1, € 19,-
Ich bin Kinderbuchautorin. Meistens warte ich auf eine gute Idee, und wenn sie vorbeiflattert, fange ich sie ein und schreibe sie nieder. Doch diesmal war alles anders. Die Idee kam von meiner Verlegerin Susanne Götz-Schneck und sie war ziemlich speziell. „Kann der nächste Band deiner Bilderbuchreihe von einem Kind erzählen, dem ein Organ transplantiert wurde?“, fragte sie unvermittelt durchs Telefon. In meinem Kopf fand eine dieser Miniexplosionen statt, die erst mal alles lahmlegt. Dennoch kam meine Antwort prompt: „Äh, ich glaube nicht.“ Denn meine Bilderbuchreihe ist ein Buch mit viel Platz für das Bild und wenig Platz für den Text, der noch dazu gereimt ist. Kinder mit Organtransplantation, das Thema schien mir für dieses Format viel zu komplex. „Schade, es wäre so wichtig. Es muss auch nicht Teil der Wunderbare-Wesen-Reihe sein“, beharrte die Verlegerin und dann erzählte mir meine Verlegerin die Geschichte des Ederhofs, deren Leiter Prof. Dr. mult. Nagel sie persönlich kennt und dessen Projekt sie fasziniert. Meine Verlegerin erzählte von den jährlich rund 300 Kindern und ihren Familien, die in Deutschland auf ein rettendes Organ warten. Sie hatte den Wurm an den Haken gehängt und ich hatte zugebissen.
Der Angelhaken zog mich durch halb Deutschland und halb Österreich in das schöne Osttirol, wo mitten in heidihaft-lauschiger Natur das Rehabilitationszentrum Ederhof liegt. Re-ha-bi-li-ta-tions-zentrum – wie kriegt man ein solches Wortungetüm in ein Kinderbuch? Wie schmiedet man seine Geschichte darum herum? Und wie bekommt man Kinder dazu, eine solche Geschichte zu lesen? Nach vielen wertvollen Gesprächen machte ich mich vor Ort auf die Suche nach Inspiration. Ich betrachtete alle Ecken des Ederhofs, begab mich auf die Spuren der Kinder und folgte ihren geheimnisvollen Zeichen: Überall im nahegelegenen Wald fand man Gesichter in den Astlöchern und zwischen den Wurzeln künstlerisch eingerichtete Wohnstätten für Waldwichtel. Ich war gerührt, wie niedlich und schön es hier war! Doch was, wenn man nicht ganz genau weiß, was ein Rehabilitationszentrum ist? Was, wenn man an einer entscheidenden Ecke falsch abbiegt und Rehabilitation mit Straftätern in Verbindung bringt? Und was, wenn man dazu noch mit einer großzügigen Portion Fantasie beschenkt wurde? Langsam stieg mein Protagonist Finn aus den schleierhaften Nebeln meiner Fantasie, den die in Bäume geschnitzten Grimassen erschaudern lassen. Zurück am Ederhof erschien neben meinem Fantasie-Finn sein Freund, Oskar, der seine transplantierten Nieren wie ein reales Ederhof-Kind nach seinen beiden Lieblingsfußballern benennt. Eine erste Idee für ihre sehr komische erste Begegnung entstand und schon sah ich sie über den Ederhof laufen, malte mir chaotische Missverständnisse und witzige Dialoge aus. Und als ich dann erfuhr, dass der Ederhof das Geburtshaus des berühmten Malers Franz Defregger war, war plötzlich klar, dass die beiden in ihren Sommerferien einen Kunstraub aufdecken werden!
Immer, wenn ein Kind schwer erkrankt, ist das schlimm. Als Mutter will ich mir das gar nicht erst vorstellen. Die Kinder tun mir leid. Die Eltern tun mir leid. Die Geschwister auch. Nun, mit Mitleid ist aber niemandem geholfen. Auch Menschen mit Behinderung betonen es immer wieder: Wir wollen nicht bemitleidet werden. Unser Leben ist nicht nur schlimm. Wir erleben auch Tolles und wachsen über uns hinaus. Und genau das tut Oskar, dem zwei neue Nieren („Toni Kroos“ und „Ronaldo“) transplantiert werden mussten. Während Finn sich mit den alltäglichen Problemen eines 10-jährigen herumschlägt, ist Oskar ein erfahrener Überlebenskünstler. Finn schämt sich manchmal für seine scheinbar unwichtigen Probleme, aber Oskar ist nicht umsonst die coolste Socke, die Dir je in einem Kinderbuch begegnen wird. „Ich glaube, wir alle kriegen in unserem Leben verschiedene Hürden in den Weg gestellt“, bemerkte er weise zwischen den Verhören möglicher Kunsträuber. „Manche sind größer und manche kleiner. Aber drüber kommen müssen wir alle. […] Und ich bin echt gut im Hürdenspringen!“
Nun soll das Buch zwei Zielgruppen erreichen. Betroffene Kinder und ihre Familien, die sich darin wiederfinden, sich gehört und verstanden fühlen. Und Familien, die in ihrem ganzen Leben noch nie über Organtransplantationen bei Kindern nachgedacht haben – wie ich vor dem Anruf meiner Verlegerin. Meine Erfahrung als Mutter und Autorin ist aber, dass wir unseren Kindern gerne Bücher kaufen, die lustig und spannend sind und bestenfalls auch die Probleme aufgreifen, die unsere Kinder vielleicht gerade haben. Aber eher nicht Bücher in die Hand nehmen, die ein neues und uns nicht betreffendes Leid in die Familie bringt. Das ist nicht nur ein Eindruck, die Verkaufszahlen meines Buches „Ava und die Rückkehr der Farben“, das Flucht und kindliche Depression auf sensible, lösungsorientierte und hoffnungsvolle Art behandelt, haben mich das gelehrt. Deshalb war mein Ziel, mit „Finns furchtbartolle Ferien“ ein Buch zu schreiben, das auf den ersten Blick nichts mit Organtransplantation zu tun hat. Es sollte so gut, so witzig und spannend sein, so wundervoll schrullige und einmalige Charaktere beherbergen, dass Finns und Oskars Geschichte sich ihren natürlichen Weg in ganz viele Kinderzimmer, Büchereien und Buchhandlungen bahnt. So ist eine Freundschafts- und Detektivgeschichte entstanden, in der es an Schwimmbad, Eis und Gartenpartys nicht fehlt. Eine Geschichte, in der Finns furchtbar langweilige Ferien zu den verrücktesten, dramatischsten und schönsten seines Lebens werden.
So regt das Buch dazu an, sich Gedanken über Organspenden zu machen, bevor es möglicherweise zu einer Entscheidung kommen muss. Aber das ist noch nicht alles: Der Jupitermond Verlag hat entschieden, mit dem Kauf jedes Buches die Arbeit der Rudolf-Pichlmayr-Stiftung zu unterstützen, die den Ederhof finanziert. So leisten wir direkt einen Beitrag, denn jeder Kauf sorgt dafür, dass eine Oase für organtransplantierte Kinder und ihre Familien noch ein bisschen oasiger wird.
Finde die zehn Unterschiede zwischen den beiden Bildern und sende uns die Lösung bis 30.04.2025 mit dem Betreff „DIATRA 1-2025“) an redaktion@diatra.de bzw. an unsere Postadresse: DIATRA-Verlag gGmbH, Kaiser-Wilhelm-Ring 78, D-55118 Mainz
