Die Krankheitsgeschichte des walisischen Künstlers Ren Gill und seine kreative Verarbeitung
Dennis M Stamm
30. Mai 2025 · 17 Min. Lesezeit
Es braucht nur eine Gitarre, einen kahlen Raum, einen kranken Körper – und neun Minuten geballte Ehrlichkeit. Der walisische Musiker Ren Gill hat mit seinem Song „Hi Ren“ ein eindrucksvolles musikalisches Zeugnis seiner jahrelangen Krankheitsgeschichte abgelegt. Der Künstler leidet an einer seltenen Autoimmunerkrankung, die ihn über ein Jahrzehnt hinweg körperlich und psychisch stark belastete. „Hi Ren“ ist dabei weit mehr als ein Song – es ist eine musikalische Verarbeitung von Krankheit, Isolation, psychischer Belastung und letztlich auch Genesung. Der Song spricht nicht über Krankheit – er performt sie. In Echtzeit, im echten Körper. Dieser Artikel legt seinen Fokus auf Rens medizinische Geschichte, seine künstlerische Verarbeitung und das therapeutische Potenzial kreativer Selbstinszenierung.
Mit 19 Jahren erkrankte Ren Gill an Lyme-Borreliose; diese Krankheit wurde erst rund zehn Jahre spät im Jahr 2016 von Fachleuten in Belgien diagnostiziert. Bis dahin hatte er jahrelang an Erschöpfung und Muskelschmerzen gelitten, die ihn zeitweise 23 Stunden am Tag ans Bett fesselten. Er wurde mit einer fast schon „bunten“ Kombination aus schwer behandelbarer neuroborreliosebedingter Autoimmunerkrankung, postviralem ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Erschöpfungssyndrom), psychischer Komorbidität sowie neurologischen Folgen diagnostiziert. Über Jahre wurde seine Symptomatik von medizinischen Fachleuten als psychosomatisch oder psychiatrisch abgetan, obwohl sich massive körperliche Einschränkungen zeigten.
Interviews, vor allem aber seine mehrteilige Video-Autobiographie auf YouTube (https://diatra.info/ren-video-biografie) offenbaren einen über Jahre fortschreitenden gesundheitlichen Verfall: vom aktiven Musiker, der Auftritte absagen musste, bis hin zum jungen Mann, der zeitweise per Rollstuhl transportiert werden musste. Im Jahr 2016 erhielt er eine experimentelle Behandlung, die unter anderem Stammzelltransplantationen beinhaltete. Obwohl diese Therapie einige Verbesserungen brachte, leidet er weiterhin an Autoimmunproblemen, Hirnschäden, posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und anhaltender Erschöpfung.
Aber kommen wir zu dem Song und dem dazugehörigen Video „Hi Ren“, das für ordentlich Aufsehen gesorgt hat. Eher zufällig landete es über die Social-Media-Algorithmen auf meinem Bildschirm – normalerweise verlasse ich mich bei meiner Recherche nicht auf den Zufall. Aber diesmal bin ich hängen geblieben. Ganze 9 Minuten und 19 Sekunden. Und diese 9 Minuten haben es in sich.
Egal, ob man musikalisch sofort andockt oder nicht – die Botschaft trifft, und die visuelle Umsetzung ist intensiv, direkt, fast schon körperlich spürbar. Ich habe einen kleinen Testlauf gestartet und das Video an ein paar Freund:innen weitergeleitet. Die Reaktionen waren eindeutig: Kaum jemand kam am Ende ohne feuchte Augen davon.
Warum das so ist, versuche ich im Folgenden zu erklären ...
„Hi Ren“ beginnt mit einem minimalistischen Motiv. Ren sitzt allein in einem Rollstuhl in einem kahlen Raum, trägt einen Krankenhauskittel und hat eine Gitarre auf dem Schoß. In dem Video gibt es keinen Schnitt, keinen Szenenwechsel, keine Spezialeffekte. Die Inszenierung erinnert bewusst an eine psychiatrische Anstalt – eine direkte Referenz an seine Jahre der Isolation und Therapie. Und was dann folgt, ist ein neunminütiger Wechselgesang zweier Stimmen: dem empathischen, reflektierten Ren und dem dunklen, destruktiven „inneren Dämon“. Der eine Teil sucht nach Sinn, Frieden, Selbstakzeptanz, der andere steht für Depression, Selbstverachtung und Angst, ist spitz, sarkastisch, wütend – er provoziert und verhöhnt die Schwächen des anderen. Es ist ein psychodramatischer Dialog, der tief in die Spaltungswahrnehmung chronisch Erkrankter eintaucht. Diese Dialogform erinnert stark an internalisierte Stimmen bei psychischen Erkrankungen – der „innere Kritiker“ gegen das wahre Selbst.
„Hi Ren, I’ve been taking some time to be distant
I’ve been taking some time to be still
I’ve been taking some time to be by myself
And I‘ve spent half my life ill“
„Hi Ren, ich habe mir etwas Zeit genommen, um auf Abstand zu gehen
Ich habe mir etwas Zeit genommen, um still zu sein
Ich habe mir etwas Zeit genommen, um allein zu sein
Und ich war die Hälfte meines Lebens krank“
Diese Zeilen stehen exemplarisch für die Krankheitsjahre: Rückzug, Isolation, der Zwang zur Stille durch die körperliche Schwäche. Im weiteren Verlauf wechseln die Stimmen in rasantem Tempo – ein theatralisches Hin und Her, das an eine dissoziative Störung erinnert, oder zumindest an die mentale Fragmentierung, wie sie bei chronischen Erkrankungen auftreten kann.
„You see the problem is Ren, you’re a villain
You think you’re a hero, but you’re not“
„Siehst du, das Problem ist, Ren: Du bist der Bösewicht.
Du denkst, du bist ein Held – aber das bist du nicht.“
Hier spricht die „dunkle Stimme“ als Metapher für die innere Krankheit, begleitet von selbstzerstörerischen Gedanken, die Betrroffene mit chronischen Schmerzen oder psychiatrischen Komorbiditäten oft beschreiben. Diese Szene veranschaulicht das Ringen zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.

Viele der Zeilen in „Hi Ren“ verarbeiten die Erfahrung, über Jahre in psychiatrische Schubladen gesteckt worden zu sein. Der Künstler beschreibt sich in Interviews mehrfach als „nicht geglaubt“, „wegdiagnostiziert“ und „missverstanden“. Diese Realität teilen viele Betroffene von ME/CFS, Borreliose oder Long Covid.
„Half of my life I‘ve been ill
And all of this anguish
Was tearing me down
But I kept fighting still.“
„Ich war mein halbes Leben lang krank,
und all dieser seelische Schmerz
hat mich innerlich zerrissen –
doch ich habe trotzdem weitergekämpft.“
Die Musik wird so zur Bühne für ein Leid, das im medizinischen System oft keine adäquate Repräsentation findet. Studien zeigen, dass die psychische Belastung durch medizinische Ignoranz bei chronisch Kranken zu zusätzlichem Trauma führen kann – ein Aspekt, den Ren immer wieder thematisiert.
Gegen Ende des Liedes kommt es zu einer Wendung – einer Art innerer Katharsis:
„When I was 17 years old, I shouted out into an empty room
Into a blank canvas that I would defeat the forces of evil“
„Mit siebzehn schrie ich in einen leeren Raum hinaus,
auf eine weiße Leinwand, dass ich das Böse besieg’ – ein für allemal.“
Diese Rückbesinnung auf den schöpferischen Akt – das Malen auf eine „leere Leinwand“ – symbolisiert den Versuch, durch Kunst Kontrolle zurückzugewinnen. Es ist auch der Moment der Selbstermächtigung und des Neubeginns.
Ren ist kein „Hero Patient“, kein leuchtendes Beispiel für Heilung. Vielmehr steht er für die Komplexität eines Lebens, das weder ganz krank noch ganz gesund ist. Die Auflösung des Songs „Hi Ren“ verweigert ein Happy End – und ist gerade deshalb realistisch.
„I choose to survive“
„Ich habe gewählt zu überleben.“
– ist die letztlich bewusste Entscheidung gegen Resignation.
Diese Form der Selbstermächtigung spielt auch in der modernen Medizinethik eine wachsende Rolle. Partizipative Behandlung, narrative Medizin, shared decision-making – all dies sind Ansätze, die auch durch Kunst wie Rens Werke neue Aufmerksamkeit bekommen.
Die künstlerische Verarbeitung seiner Erkrankung spielt für Ren eine zentrale Rolle im Heilungsprozess. „Hi Ren“ ist in diesem Sinne eine Form von narrativer Expositionstherapie, bei der der Patient (hier: Künstler) seine Geschichte konfrontiert und strukturiert erzählt. Die visuelle und musikalische Inszenierung bietet zudem Raum für emotionale Regulation, Selbstreflexion und Integration traumatischer Erfahrungen.
Auch neurobiologisch ist bekannt, dass musikalischer Ausdruck bei chronisch Kranken zur Schmerzlinderung, Reduktion von Angst sowie zur Reaktivierung von Motivationsnetzwerken beitragen kann. Die Kombination aus Musik, Sprache und Theater, wie sie Ren nutzt, wirkt auf mehreren Ebenen – kognitiv, emotional und sozial.
Auch in weiteren Musikvideos setzt Ren seine Erkrankung ins Bild: Er zeigt sich als Patient, als Kämpfer mit Infusionen, als Mensch mit zitterndem Körper. Besonders „Sick Boi“ nutzt Hip-Hop als Mittel des Widerstands gegen systemische Stigmatisierung:
„I‘m not crazy, I‘m just a little unwell“
„Ich bin nicht verrückt – mir geht’s nur gerade nicht gut.“
– ein Zitat aus dem Song, das direkt auf psychiatrische Fehldiagnosen anspielt.
In „Sick Boi“ erscheint Ren in Krankenhauskleidung, verkabelt mit medizinischem Gerät, konfrontiert mit gesichtslosen Ärzten, die mehr verwalten als heilen. Die visuelle Metaphorik spielt auf das Gefühl an, in der modernen Medizin zur Nummer zu werden – ein Fall, kein Mensch.
Ren Gill ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Musik nicht nur Ausdrucksmittel, sondern auch Heilmittel sein kann. Er steht exemplarisch für eine Generation chronisch Kranker, die nicht länger bereit ist, sich auf Pathologisierung zu reduzieren. Seine Musik ist ein Protestakt, ein Heilungsversuch und ein Hilfeschrei zugleich. „Hi Ren“ dokumentiert eine persönliche Krankheitsgeschichte, aber auch eine universelle Erfahrung: das Gefühl, von sich selbst entfremdet zu sein, das Ringen mit einer unsichtbaren Krankheit und die langsame Rückkehr ins Leben.
Für medizinisches Fachpersonal eröffnet Rens Werk auch eine andere Perspektive: Die Sichtweise des Patienten – roh, ungefiltert, poetisch. Wer „Hi Ren“ aufmerksam hört, versteht mehr über chronische Erkrankung als viele Lehrbücher vermitteln können, denn es bietet ein selten intimes Fenster in das Erleben eines Patienten, der gleichzeitig Opfer, Beobachter und Erzähler seiner eigenen Geschichte ist.
Musik kann keine Medikamente ersetzen – aber sie kann das Schweigen durchbrechen. Und das ist manchmal der erste Schritt zur Heilung.
Hi Ren, es ist schon eine Weile her – hast du mich vermisst?
Du dachtest, du hättest mich begraben, nicht wahr? Riskant.
Denn ich komme stets zurück, tief in dir weißt du das.
Tief in deinem Inneren weißt du, dass ich immer in der Nähe bin.
Ren, freust du dich nicht, mich zu sehen?
Es ist Wochen her, dass wir gesprochen haben, Bruder – ich weiß, du brauchst mich.
Du bist das Schaf, ich bin der Hirte – es steht Dir nicht zu, mich zu führen.
Es steht dir nicht zu, die Hand abzubeißen, die mich füttert.
Hi Ren, ich habe mir etwas Zeit genommen, um Abstand zu gewinnen.
Ich habe mir etwas Zeit genommen, um still zu sein.
Ich habe mir etwas Zeit genommen, um mit mir allein zu sein. 
Seit mein Therapeut mir gesagt hat, dass ich krank bin.
Und ich habe in letzter Zeit Fortschritte gemacht.
Ich habe neue Bewältigungsstrategien erlernt.
Also habe ich dich nicht wirklich oft gebraucht, Mann,
Ich denke, wir sollten einfach mal einen Schritt 
zurückgehen und entspannen.
Ren, du klingst verrückter als ich.
Glaubst du, diese Ärzte sind da, um dich zu führen?
Du hast das schon millionenfach durchgemacht.
Dein ziviler Verstand ist so perfekt darin, ständig belogen zu werden.
Okay, nimm noch eine Pille, Junge.
Ertränke dich im Klang von weißem Rauschen.
Folge diesem Zehn-Schritte-Programm, freu‘ dich.
Alle deine Probleme werden verschwinden! 
Verdammt dummer Junge.
Nee, Mann, diesmal ist es anders, glaub mir,
Ich habe das Gefühl, dass sich alles langsam fügt.
Und meine Musik hat sich auch etwas entwickelt.
Als ob ich tatsächlich etwas Großartiges schaffen könnte.
Und wenn ich weg bin, wird man sich vielleicht an mich erinnern,
Weil ich etwas Besonderes aus mir gemacht habe.
Deshalb denke ich, wir sollten nicht reden, Mann,
Denn wenn du bei mir bist, scheint das  nie zu helfen.
Du glaubst, du kannst mich amputieren?
Ich bin du. Du bist ich. Du bist ich, ich bin wir.
Wir sind eins, geteilt in zwei, das ergibt eins, siehst du? Du musst dich töten, wenn du mich töten willst.
Ich bin kein Rest vom Essen, keine Reste am Rand.
Oh, deine Musik floriert? Wahnwitziger Typ.
Wo ist dein Top-Ten-Hit? Wo ist dein Interview mit Oprah?
Wo sind deine Grammys, Ren? Nirgendwo!
Ja, aber meine Musik ist nicht kommerziell so.
Ich habe nie Zahlen, Statistiken oder Charts gejagt.
Ich schreibe keine Hookliness fürs Radio, die spielen mich eh nicht.
Warum sollte ich mich also darum kümmern?
Aber meine Musik verbindet wirklich.
Und die Leute, die sie finden, respektieren sie.
Und für mich reicht das, denn dieses Leben war hart.
Es gibt mir einen Sinn, in dem ich Ruhe finde.
Mann, du klingst so überheblich.
Ren, deine Musik ist so selbstzentriert.
Keiner will einen weiteren Song darüber hören,
wie sehr du dich selbst hasst – glaub‘ mir.
Du solltest so glücklich sein, mich in dir zu haben, der dich führt,
Dich daran erinnert, Erwartungen zu erfüllen.
Dir Perspektive  gibt – das, was du vernachlässigt hast. Ich versteh’s.
Du willst eine große Nummer sein, der nächste Jimi Hendrix? Vergiss es.
Mann, so ist das nicht.
Mann, so ist es doch, ich bin in dir, du Idiot.
Nein, so ist es nicht, Mann, du liegst falsch. Wenn ich schreibe, gehöre ich dazu.
Lass mich die vierte Wand durchbrechen, indem ich dieses Lied hier reflektiere:
Ren setzt sich hin, hat einen Geistesbiltz.
Er will ein Lied schreiben, das es vorher noch nicht gab.
Ein Kampf mit seinem Unterbewusstsein – Eminem hat das gemacht.
Auf der Gitarre gespielt – Plan B hat das gemacht.
Mann, du bist nicht originell. Du bist ein krimineller Plagiator.
Der Gipfel deines Erfolgs ist das Stehlen von fremdem Material.
Ren, Kumpel, wir haben das alles schon gehört.
„Sie verkauft Muscheln am Meeresufer“ – wow.
Fick dich, ich brauche dich nicht, ich muss das nicht hören.
Denn ich komme allein klar, ich bin ein Genie.
Und ich werde großartig sein. Und ich werde Wellen schlagen.
Und ich werde die ganze Welt unter uns erschüttern.
Genau, sprich deine Wahrheit, dein verdammter Gottkomplex tritt aus dir heraus,
Es ist erfrischend, dich das mal sagen zu hören, anstatt es runterzuspielen:
„Ähm, in der Musik geht es um den kreativen Prozess und wenn Leute darin was finden, mit dem sie sich verbinden, ist das nur ein Bonus..“
Fick dich, ich werde dich verdammt nochmal umbringen, Ren.
Na dann, töte mich doch – ich mach‘ dich fertig, Ren.
Ich tu’s, ich beweise es – wer bist du, an meiner Musik zu zweifeln?
Denn ich habe das Sagen. Ich entscheide, ob du stirbst.
Ja, ich gebe den Ton an, und ich entscheide, wer überlebt.
Ich werde dich in Knoten binden, dich einsperren.
Eilmeldung!
Ich wurde am Anfang der Schöpfung erschaffen.
Ich bin die Versuchung, ich bin die Schlange im Garten Eden.
Ich bin der Grund für Verrat, die Enthauptung aller Könige.
Ich bin die Sünde ohne Sinn und Verstand,
der Morgenstern, Luzifer, Antichrist,
der Vater der Lügen, Mephistopheles,
die Wahrheit im Mixer, betrügerischer Heuchler,
der verstoßene Rächer, der gerechte Ergebene.
Wenn du vor meiner Sonnenfinsternis stehst,
Ist mein Name auf deinen Lippen eingestickt, siehst du?
Ich werde mich nicht dem Willen eines Sterblichen beugen – schwach und gewöhnlich.
Du willst mich töten? Ich bin ewig, unsterblich.
Ich lebe in jeder Entscheidung, die Chaos hervorruft,
die Spaltung verursacht.
Ich lebe im Tod, der Anfang vom Ende.
Ich bin du. Du bist ich. Ich bin du, Ren.
Hi Ren, ich habe mir etwas Zeit genommen, um Abstand zu gewinnen.
Ich habe mir etwas Zeit genommen, um still zu sein.
Ich habe mir Zeit genommen, mit mir allein zu sein,
Und ich habe mein halbes Leben krank verbracht.
Aber so sicher, wie sich die Gezeiten wenden,
so sicher, wie die Nacht anbricht,
so sicher, wie der Regen bald versiegt,
wenn du im Auge des Sturms stehst.
Ich wurde gemacht, um geprüft und verdreht zu 
werden.
Ich wurde gemacht, um gebrochen und geschlagen zu werden.
Ich wurde von Seiner Hand gemacht – es ist alles Teil Seines Plans,
dass ich auf meinen eigenen zwei Füßen stehe.
Und du kennst mich – mein Wille ist ewig.
Und du kennst mich, du hast mich schon einmal 
getroffen.
Von Angesicht zu Angesicht mit einem Biest, werde ich aus dem Osten aufsteigen
und mich auf dem Meeresgrund niederlassen.
Und ich habe viele Namen:
Manche kennen mich als „Hoffnung“,
Manche nennen mich die Stimme, die du hörst,
Wenn du die Schlinge am Seil lockerst.
Und weißt du, woher ich weiß, dass ich es schaffen werde?
Weil ich heute hier an deiner Seite stehe.
Ich habe in den Flammen gestanden, die mein Gehirn verbrannten.
Und ich habe nicht einmal gezuckt oder gezittert.
Also fürchte dich vor dem Mann, der ich geworden bin, wenn ich aus voller Kehle singe,
dass ich nicht aufgeben werde. Ich werde in deinem Feuer stehen
und die Schwachen dazu inspirieren, stark zu sein.
Und wenn ich nicht mehr bin, werde ich in der Musik auferstehen, die ich hinterlasse –
wild, hartnäckig, unsterblich wie du. Wir sind zwei Seiten derselben Münze.
Als ich 17 Jahre alt war, schrie ich in einen leeren Raum,
auf eine leere Leinwand, dass ich die Kräfte des 
Bösen besiegen würde.
Und in den nächsten zehn Jahren meines Lebens habe ich die Konsequenzen getragen,
mit Autoimmunität, Krankheit und Psychose.
Als ich älter wurde, erkannte ich, dass es keine 
wirklichen Gewinner gab
und keine wirklichen Verlierer im physiologischen Krieg.
Aber es gab Opfer und es gab Schüler.
Es war nicht David gegen Goliath, es war ein Pendel,
das ewig zwischen Dunkelheit und Licht schwang.
Und je intensiver das Licht schien, desto dunkler 
wurde sein Schatten.
Es war für mich nie ein Kampf, den ich gewinnen sollte – es war ein ewiger Tanz.
Und wie bei einem Tanz – je ungelenker ich wurde, desto schwieriger wurde es.
Je mehr ich meine ungeschickten Schritte verfluchte, desto mehr mühte ich ab.
und so wurde ich älter und lernte zu entspannen.
Ich lernte, sanfter zu werden, und der Tanz wurde leichter.
Es ist dieser ewige Tanz, der Menschen von Engeln, Dämonen, Göttern unterscheidet.
Und ich darf nicht vergessen, wir dürfen nicht 
vergessen, dass wir Menschen sind.
Übersetzung: DIATRA