Organspende

Tag der Organspende: Thema noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken

Birgit Blome

17. Mai 2024 · 4 Min. Lesezeit

Jeder der 965 Menschen, die im vergangenen Jahr in Deutschland ein Organ gespendet haben, hat nach seinem Tod durchschnittlich drei schwerkranken Patienten die Chance auf ein längeres und besseres Leben ermöglicht. Dennoch warten beinahe 8.400 Menschen derzeit auf eine Transplantation, allein in Baden-Württemberg sind es knapp 1.000 Patientinnen und Patienten. Dies geht aus den neuesten Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) hervor, die die Zahlen am Freitag (17. Mai) gemeinsam mit dem baden-württembergischen Gesundheitsminister Manne Lucha auf einer Pressekonferenz in Stuttgart vorgestellt hat. Im Vorgriff auf den Tag der Organspende am 1. Juni in Freiburg hat Lucha gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation sowie dem Verein Lebertransplantierte Deutschland e. V. noch einmal eindringlich darauf hingewiesen, dass jedes gespendete Organ Leben retten kann. Gemeinsam appellierten Minister Lucha, Dr. Axel Rahmel, Medizinischer DSO-Vorstand, und Jutta Riemer, stellvertretende Vorsitzende Lebertransplantierte Deutschland e. V., an alle Bürgerinnen und Bürger, sich zum Thema Organspende zu informieren und eine Entscheidung zu treffen.

„Die Entscheidung zur Organspende ist eine, die Leben retten kann. Angesichts der vielen schwerkranken Menschen auf den Wartelisten möchte ich insbesondere den Tag der Organspende nutzen, alle Bürgerinnen und Bürger dazu aufzurufen, sich mit dem Thema Organspende zu befassen. Denn es kann jeden von uns unerwartet treffen, von heute auf morgen auf eine Transplantation angewiesen zu sein. Niemand sollte sterben müssen, nur weil es hierzulande zu wenige Organspenden gibt“, betonte Gesundheitsminister Manne Lucha. Er führte weiter aus: „Daher habe ich mich auch dafür eingesetzt, endlich die Widerspruchslösung gesetzlich zu verankern. Es ist beschämend, dass wir in Europa eines der wenigen Länder ohne Widerspruchsregelung sind, wir aber gleichzeitig Organe aus anderen Ländern dankbar annehmen. Die Widerspruchslösung ist ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einer Kultur der Organspende, die uns andere Länder voraushaben.“

„Zu einer Kultur der Organspende gehört es auch, dass das Thema in der Bevölkerung präsent ist, der Gedanke daran zur Selbstverständlichkeit in den Kliniken wird und jeder Chance auf eine Organspende auch nachgegangen wird. Jede Niere, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse und jedes Herz kann für einen Menschen auf der Warteliste eine Entscheidung über Leben und Tod bedeuten“, erklärte der Medizinische DSO-Vorstand Dr. Axel Rahmel. „Umso bedeutsamer ist es, am Tag der Organspende darauf aufmerksam zu machen, dass die Zahl der Organspenden nach wie vor auf einem zu niedrigen Niveau ist angesichts der Zahl derer, die auf ein Organ warten – trotz eines Zuwachses um elf Prozent bei den Spendern im vergangenen Jahr.“ Er fügte hinzu: „Viel zu oft scheitern Organspenden an einer fehlenden Zustimmung. Dies gilt insbesondere für die Fälle, in denen Angehörige eine Entscheidung treffen müssen, ohne den Willen ihres Verstorbenen zu kennen. In 2023 war dies erneut einer der Hauptgründe, warum eine Spende bei potenziellen Organspendern nicht stattgefunden hat – und das, obwohl laut Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 73 Prozent der Befragten einer Organspende zustimmen würden. Dies untermauert, wie wichtig die Aufklärungsarbeit und folglich die Entscheidungsbereitschaft der Bevölkerung zur Organspende sind. Daher rufen wir zum Tag der Organspende auch gemeinsam mit unseren Partnern dazu auf, zu Lebzeiten eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen und diese zu dokumentieren, zum Beispiel im neuen Online-Register für Organspenden.“ Dieser Eintrag gewährleiste, dass der persönliche Wille jederzeit auffindbar ist und entsprechend umgesetzt wird. Vor allem für die Angehörigen bedeute dies eine große Entlastung, da sie ansonsten im Ernstfall stellvertretend entscheiden müssten. Denn ohne Zustimmung der Verstorbenen selbst oder deren Angehörigen ist in Deutschland keine Organspende möglich.

Jutta Riemer, stellvertretende Vorsitzende Lebertransplantierte Deutschland e. V., lebt seit 1997 mit einer gespendeten Leber. Sie bekräftigte, wie wichtig für Transplantierte der Tag der Organspende ist – insbesondere um offiziell „Danke“ zu sagen für die Chance auf ein zweites Leben, ermöglicht durch einen unbekannten Menschen, der die Entscheidung getroffen hat, nach seinem Tod Organe zu spenden. Aus diesem Anliegen heraus sei auch die Aktion „Geschenkte Lebensjahre“ entstanden, informierte Riemer. „Wir sagen damit Danke an die Organspender und deren Angehörige für die Lebenszeit, die uns geschenkt wurde. Das ist das Wertvollste, das wir bekommen konnten. Für manche sind das schon zehn, 20 oder gar 30 Lebensjahre. Es ist in jedem Jahr immer wieder eine beeindruckende Zahl von vielen hundert geschenkten Lebensjahren, die von den Organempfängerinnen und -empfängern am Tag der Organspende dankbar in der Öffentlichkeit präsentiert werden.“

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