Nephrologie
Gesundheitsversorgung

Brandbrief: Versorgung von Dialysepatienten gefährdet

Verband der niedergelassenen Nierenfachärzte schlägt Alarm

Katharina Roland

24. Mai 2023 · 3 Min. Lesezeit

Der Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e.V. hat am Montag einen Brandbrief an die Bundesverbände der Krankenkassen versendet. Damit will der Berufsverband auf die prekäre Situation in der ambulanten Nephrologie aufmerksam machen. Die Mitgliedspraxen des Verbands leiden unter enormen Kostensteigerungen, die durch den jüngsten Verdi-Tarifabschluss weiter verschärft werden. Die Versorgungsqualität von chronisch Nierenkranken ist mittlerweile stark gefährdet. Der Verband fordert daher von den Krankenkassen einen Ausgleich für die steigenden Kosten seiner Mitglieder.  

In dem Brandbrief werden die aktuellen Probleme der niedergelassenen Nephrologen aufgelistet. Eine jahrzehntelange Blockadehaltung des GKV-Spitzenverbands, gepaart mit Desinteresse der jeweiligen Bundesregierung, haben die ambulante Nephrologie ausgezehrt. Angekündigte Hilfspakete des Gesundheitsministeriums fokussieren ausschließlich den stationären Bereich und die Notfallversorgung. Die ambulante Betreuung chronisch kranker Patienten wird von der Politik nicht wahrgenommen, dabei ist sie unverzichtbar.  

In den letzten drei Jahren sind die Kosten für die ambulante medizinische Versorgung der Dialysepatienten stark gestiegen. Zudem kam die Belastung durch die Pandemie. Eine fehlgeleitete Energiepolitik führte dazu, dass die nephrologischen Praxen mit einer Verdoppelung ihrer Energiekosten konfrontiert sind. Die lebenserhaltende Behandlung mit der Dialyse verbraucht viel Strom und Wasser. Sie muss dreimal wöchentlich beim Patienten durchgeführt worden, sonst verstirbt er. Von der Politik propagierte Einsparpotenziale sind nahezu nicht vorhanden.

Eine noch größere Herausforderung ist der schon lange bestehende, aber seit der Pandemie besonders akute Personalnotstand. Qualifizierte Pflegekräfte sind nahezu nicht mehr zu finden. Oft wird erfahrenes Personal auch von Krankenhäusern abgeworben, da hier höhere Gehälter und Zulagen gezahlt werden können. Als selbstständige Unternehmer sind die ambulanten Nephrologen nicht in der Lage, die immer höheren Tarifabschlüsse der Gewerkschaften mitzugehen. Andererseits finanzieren die gesetzlichen Krankenkassen die Tarifsteigerungen im stationären Bereich für die Krankenhäuser.  

Die ambulanten Nephrologen brauchen eine ausreichende Finanzierung, um beim Werben um qualifiziertes Personal mithalten zu können. Im Interesse des Erhalts einer guten und flächendeckenden nephrologischen Versorgung fordert der Verband Deutsche Nierenzentren:  

  1. Einen Ausgleich für die steigenden Personalkosten entsprechend den Tariflohnsteigerungen im stationären Bereich.  
    Als Sofortmaßnahme sollte im ersten Schritt die im aktuellen Verdi-Tarifabschluss vereinbarte steuerfreie Einmalzahlung von 3000 Euro auch den Mitarbeitern in ambulanten Praxen refinanziert werden!  
  2. Eine angemessene regelmäßige Anpassung der Dialysepauschalen an die Kostenentwicklung.  
  3. Einen Ausgleich der Vorhaltekosten, die durch das Bereithalten der erforderlichen Dialysekapazität verursacht werden.  
  4. Eine Vergütung, die Reinvestitionen sowie technologische und ökologische Neuerungen finanzierbar macht.  
  5. Sichere Rahmenbedingungen, damit der Arztberuf auch für zukünftige Generationen attraktiv bleibt.

Download

Brandbrief an die Bundesverbände der Krankenkassen (2023-05-22) (PDF)