Dr. Stefanie Schattling
5. Juni 2024 · 6 Min. Lesezeit
Auf dem diesjährigen Kongress der European Renal Association (ERA) in Stockholm wurden aktuelle Ergebnisse der Modellanalyse IMPACT CKD präsentiert – der ersten Versorgungsstudie, welche die wirtschaftlichen und klinischen Auswirkungen der chronischen Nierenkrankheit (chronic kidney disease, CKD) in vier europäischena Gesundheitssystemen über einen Zeitraum von 10 Jahren untersucht und prognostiziert. Die Daten legen nahe, dass frühe und gezielte Screenings von Patient:innen mit Risikofaktoren sowie eine frühzeitige leitliniengerechte Therapie der CKD zahlreiche kardiovaskuläre Ereignisse vermeiden und 15,8 Milliarden Euro einsparen könnten.1 Ebenfalls vorgestellt wurden Ergebnisse der Studien DISCOVER und PaCE CKD aus dem Evidenz-Programm „ACT on CKD“ von AstraZeneca, welche die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen sowie die wachsende weltweite Belastung durch CKD aufzeigen.2–5 Diese Daten untermauern die Notwendigkeit eines veränderten Umgangs mit der CKD.
Die Datenmodellierung der IMPACT CKD-Studie prognostiziert für Deutschland, die Niederlande, Spanien und Großbritannien, dass bei Patient:innen mit Risikofaktoren wie Typ-2-Diabetes mellitus und Hypertonie ein gezieltes Screening und ein früher Einsatz einer leitliniengerechten Behandlung im Vergleich zur aktuellen Praxis innerhalb von 10 Jahren (2023-2032) zu etwa 774.800 weniger Herzinfarkten, 554.400 weniger Krankenhausaufenthalten aufgrund von Herzinsuffizienz und 338.200 weniger Schlaganfällen führen würden.1
Allein in Deutschland könnte so zwischen 2023 und 2032 die Zahl der Myokardinfarkte um fast die Hälfte (47,17 %; 409.530 Ereignisse), die Zahl der HF-bedingten Hospitalisierungen um 43,02 % (240.339 Ereignisse) und die Zahl der Schlaganfälle um mehr als ein Drittel (36,10 %; 148.959 Ereignisse) gesenkt werden.1
Gleichzeitig wäre in dem 10-Jahres-Zeitraum durch die Reduktion klinischer Ereignisse in allen vier Ländern eine Kostenersparnis von fast 15,8 Milliarden Euro möglich, was in Summe den Gehältern von 297.000 Krankenhauspflegekräften in den vier Ländern entspricht.1,6 Für Deutschland ließe sich eine Kosteneinsparung von etwa 9,4 Milliarden Euro realisieren.1
Eine weitere Auswertung der IMPACT CKD-Daten unterstreicht die Bedeutung gezielter Vorsorgeuntersuchungen und einer leitliniengerechten Therapie bei Patient:innen mit hohem Risiko für eine CKD: Bei Umsetzung dieser Strategien wäre in Deutschland eine Reduktion der Inzidenz undiagnostizierter CKD im Stadium 1-2 bzw. Stadium 3-5 um jeweils etwa zwei Drittel (67,55 % bzw. 64,04 %), Dialyse um etwa ein Drittel (37,55 %), kardiovaskulärer Ereignisse um 20,6 % und der Mortalität um 4,63 % möglich. Neben klinischen Vorteilen für die Betroffenen könnten so auch Kosten eingespart werden.5
Darüber hinaus wurden auf dem ERA-Kongress Real-World-Daten der Studie DISCOVER CKD präsentiert. Daten von Patient:innen aus Großbritannien, den USA, Spanien, Italien, Schweden und Japan zeigen, dass zusätzlich zum Screening die frühe Behandlung einer CKD im Stadium 3 eine wichtige Rolle spielt, um die Auswirkungen auf Betroffene und Gesundheitssysteme zu reduzieren. Eine vorläufige Analyse über einen Nachverfolgungszeitraum von 12 Monaten ergibt bei Patient:innen unter Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAASi) sowie Inhibitoren des Natrium-Glucose-Cotransporters 2 (SGLT-2i) ein um 67 % niedrigeres Risiko der Gesamtmortalität (Hazard Ratio [HR]: 0,33; 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,12-0,80; p = 0,019) und ein um 20 % verringertes Risiko für Hospitalisierungen jeglicher Ursache verglichen mit Patient:innen ohne nierenprotektive Medikation (HR: 0,80; 95 %-KI: 0,64-0,99; p = 0,042).2
Ergebnisse einer multinationalenb Umfrage im Rahmen der Studie PaCE CKD zeigen überdies, dass die Belastung durch CKD nicht nur hohe Kosten für Gesundheitssysteme verursacht, sondern auch die Lebensqualität von Betroffenen und Betreuungspersonen beeinträchtigen kann. Bei CKD-Patient:innen waren die Werte für den allgemeinen Gesundheitsstatus und die Lebensqualität im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um 24 % niedriger. Erfasst wurde dies mittels EQ-5D-5L, einem standardisierten Fragebogen, definiert durch fünf Bereiche (Angst/Depression, Mobilität, Schmerz, Selbstversorgung und alltägliche Aktivitäten).3 Betroffene und Angehörige berichteten zudem über Einschränkungen bei beruflichen und privaten Tätigkeiten sowie erhöhten Raten für Fehlzeiten und Präsentismus.c,3,4
Die Studien IMPACT CKD, PaCE CKD und DISCOVER CKD sind Teil der Initiative „Accelerating Change Together (ACT) on CKD“ von AstraZeneca. Das Ziel ist es, weltweit das Verständnis für CKD und die Behandlungsergebnisse zu verbessern. Über das „ACT on CKD“-Programm hat AstraZeneca gemeinsam mit der Global Patient Alliance for Kidney Health (GloPAKH) die Kampagne „Macht den Unterschied für mehr Nierengesundheit” ins Leben gerufen. Diese Initiative setzt sich dafür ein, den Stellenwert der CKD auf der weltweiten politischen Agenda zu erhöhen und umfassende sowie wirksame Strategien zum Krankheitsmanagement im Kampf gegen diese steigende gesundheitliche Herausforderung zu implementieren.
a) Deutschland, Niederlande, Spanien und Großbritannien
b) Deutschland, Mexiko, Taiwan, Großbritannien, Vereinigte Staaten von Amerika
c) Präsentismus beschreibt das Vorgehen trotz Krankheit und damit eingeschränkter Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz zu erscheinen.7