UN-Regeln zu Zucker, Alkohol und Tabak aufgeweicht
Dennis M Stamm
15. Aug. 2025 · 3 Min. Lesezeit
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Das unabhängige, gemeinnützige Nachrichtenportal „The Examination“ berichtet, dass im jüngsten Entwurf der politischen Deklaration der Vereinten Nationen (UN) sämtliche Forderungen nach Steuern auf zuckerhaltige Getränke, Warnhinweisen auf Tabakverpackungen und Beschränkungen der Alkoholwerbung weggefallen sind – und das trotz nachweislich wirkungsvoller Gesundheitsmaßnahmen.
Steuern auf zuckerhaltige Getränke wurden vollständig aus dem Entwurf gestrichen. Ebenso fielen Vorgaben für neutrale bzw. grafische Warnhinweise auf Tabakverpackungen und Werbebeschränkungen für Alkohol weg.
Laut „Health Policy Watch“ wurde die klare Empfehlung zu Steuern auf Softdrinks durch weichere Formulierungen ersetzt, und die Sprache zu Alkoholpolitik deutlich abgeschwächt.
Eine Analyse von „Movendi International“ zeigt, dass im Vergleich zur „Zero Draft“-Version viele WHO-Interventionsstrategien – wie Werbebeschränkungen, Zugangsregulation oder Maßnahmen gegen Alkohol am Steuer – fehlen, während beim Tabak konkrete Verpflichtungen bestehen bleiben.
Kritik und öffentliche Reaktionen
„Vital Strategies“ fordert, dass die Deklaration klare Verpflichtungen zu Gesundheitssteuern auf Tabak, Alkohol und zuckerhaltige Getränke enthalten müsse – für eine nachhaltige Präventionspolitik.
Der „NCD Alliance“ zufolge unterstreicht diese Forderung, dass solche Steuern nicht nur gesundheitspolitisch, sondern auch fiskalisch wirksam sind.
„Movendi International“ kritisiert, dass die verwässerten Aussagen zur Alkoholpolitik ein gefährliches Signal seien und die gesundheitspolitische Relevanz deutlich mindern.
WHO-Initiative & internationale Perspektive
Im Juli 2025 rief die WHO im Rahmen der „3-by-35“-Initiative dazu auf, die Preise für zuckerhaltige Getränke, Alkohol und Tabak in den nächsten zehn Jahren um mindestens 50 % zu erhöhen. Ziel war es, Konsum zu reduzieren und zugleich erhebliche Mehreinnahmen zu erzielen. Laut „Vital Strategies“ könnten mit dem ursprünglichen Entwurf in den nächsten 50 Jahren rund 50 Millionen Menschenleben gerettet werden.
Schlussfolgerung
„The Examination“ schreibt, dass der nun überarbeitete Entwurf der UN-Deklaration zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten (NCDs) deutlich hinter dem steht, was Wissenschaft und Gesundheitsexpert:innen empfehlen. Die Streichung zentraler Maßnahmen wie Gesundheitssteuern und Werbebeschränkungen sowie der Rückzug grafischer Tabakwarnhinweise ist angesichts der wachsenden Gesundheitsbedrohungen problematisch.
Zivilgesellschaftliche Gruppen wie „Vital Strategies“, „NCD Alliance“ und „Movendi International“ warnen: Diese Abstriche schwächen globale Gesundheitsstrategien und lassen Zweifel aufkommen, wie ernsthaft das Thema NCD-Prävention behandelt wird – insbesondere im Vorfeld der UN-Generalversammlung.
Kritisches Fazit
Der abgeschwächte Entwurf der UN-Deklaration ist nicht nur ein Rückschritt im Kampf gegen nichtübertragbare Krankheiten, sondern sendet auch ein bedenkliches Signal an Industrie und Mitgliedsstaaten: Politischer Konsens scheint hier Vorrang vor evidenzbasierten Maßnahmen zu haben. Dabei zeigen zahlreiche Beispiele aus der Praxis klar, dass gezielte fiskalische Eingriffe wie Zucker- oder Alkoholsteuern messbare Erfolge bringen – in Form von gesenktem Konsum, besserer öffentlicher Gesundheit und signifikanten Einnahmen für Präventionsprogramme. Die Streichung solcher Maßnahmen aus dem UN-Text kann als verpasste Chance gelten, eine verbindliche, globale Linie zu ziehen. Kritische Stimmen warnen, dass dieser verwässerte Ansatz letztlich den Interessen großer Konzerne mehr dient als dem Schutz der öffentlichen Gesundheit – und dass die Konsequenzen vor allem jene Länder treffen werden, die am dringendsten klare internationale Leitplanken benötigen.