Aus der Redaktion

Unabhängige Quellen sind unentbehrlich

Für ein besseres und gesünderes Leben der Menschen

Raymond Vanholder

12. Nov. 2025 · 3 Min. Lesezeit

Mit großer Besorgnis habe ich von den Schwierigkeiten des DIATRA-Verlags erfahren, seine Tätigkeit als unabhängiges Verlagshaus, das objektive medizinische Informationen für erkrankte Menschen bereitstellt, fortzusetzen. In einer Welt, die von Interessenkonflikten geprägt ist, sind solche unabhängigen Quellen unentbehrlich. Die Stärkung von Patientinnen und Patienten ist in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger geworden, doch echte Selbstbestimmung ist kaum möglich ohne objektive Fakten.

Mein erster Kontakt mit DIATRA geht auf Ende 2023 zurück, als ich von der Redaktion gebeten wurde, in meiner damaligen Funktion als Präsident der European Kidney Health Alliance (EKHA) einen Artikel über Organspende und Transplantation in Europa zu schreiben. 

EKHA ist eine in Brüssel ansässige Nichtregierungsorganisation (NGO), die sich auf Ebene der Europäischen Union (EU) für die Belange von Menschen mit Nierenerkrankungen und für die nephrologische Fachgemeinschaft einsetzt. Neben mehreren anderen Schwerpunkten hat sich EKHA insbesondere dafür eingesetzt, dass die EU eine strukturierte Initiative zur Förderung der Organspende und -transplantation (nicht nur von Nieren) in allen EU-Mitgliedstaaten startet. Zu diesem Thema haben wir eine vielbeachtete, von mehreren Interessengruppen getragene Gemeinsame Erklärung veröffentlicht (https://diatra.info/ekha-statement-network), die später als Übersichtsartikel in Nature Reviews Nephrology erschienen ist (https://diatra.info/ekha-odat-2021). 

Im Anschluss an den Artikel für die DIATRA-Ausgabe 4-2023 (https://diatra.info/diatra-4-2023-vanholder) setzte EKHA im zweiten Halbjahr 2024, in Zusammenarbeit mit der ungarischen Ratspräsidentschaft der EU, ihre Bemühungen fort, um auf eine Stärkung der Transplantationspolitik hinzuwirken, was schließlich in den Rats­schlussfolgerungen 2024 zu Organspende und Transplantation mündete (https://diatra.info/EU-Rat-2024-organspende). EKHA setzt sich derzeit bei der Europäischen Kommission und der Generaldirektion Gesundheit (DG Santé) der EU für die Umsetzung dieser Schlussfolgerungen ein.

Der Artikel in DIATRA, der den damaligen Stand der Transplantation in der EU beleuchtete, war aktuell und wichtig, da er uns die Möglichkeit bot, zu erläutern, was in der EU insgesamt und in ihren einzelnen Mitgliedstaaten im Bereich Transplantation gut funktionierte und wo es Verbesserungspotenzial gab. Zu den behandelten Themen gehörten unter anderem die eher durchschnittliche Leistung der Transplantationsaktivitäten in Deutschland und die Entscheidung des Deutschen Bundestags gegen eine Widerspruchsregelung bei der Organspende (die auf der sogenannten „mutmaßlichen Zustimmung“ basiert: In einem solchen System gelten die Bürgerinnen und Bürger als potenziell spendewillig, sofern sie nicht ausdrücklich widersprochen haben). Wir waren der Redaktion sehr dankbar, dass sie uns die Gelegenheit gab, die Situation den Hauptnutznießern der Transplantation – den Menschen mit fortgeschrittener Organinsuffizienz – zu erklären. Wir hofften, dass der Artikel Patientinnen, Patienten und ihre Interessenvertretungen dazu anregen würde, bei deutschen Entscheidungsträgern eine offenere Haltung gegenüber Spende und Transplantation zu bewirken. Die Redaktion war außerdem so freundlich, meinen englischen Text ins Deutsche zu übersetzen – eine Sprache, die ich zwar verstehe, in der ich jedoch leider nicht fehlerfrei schreiben kann.

Abschließend möchte ich den DIATRA-Redakteuren Agata und Dennis für ihr großes und unermüdliches Engagement für ein besseres und gesünderes Leben der Allgemeinbevölkerung wie auch der erkrankten Menschen danken. Ich hoffe, dass sich für die aktuellen Probleme von DIATRA eine Lösung finden lässt. Sollte das nicht der Fall sein, bin ich sicher, dass sie dank ihres Fachwissens und ihrer Erfahrung bald eine neue Aufgabe finden werden. 

Wie auch immer das Ergebnis ausfallen mag – ich wünsche ihnen alles Gute und eine erfolgreiche Zukunft.

Prof. Em. Raymond Vanholder
Past President
European Kidney Health Alliance (EKHA)

Zum Aufruf des DIATRA-Verlags "Könnt Ihr wirklich auf Euren DIATRA-Verlag verzichten? Jetzt zählt Eure Unterstützung" vom 26. September 2025